Antersdorfer „Kapelle“
Seit Generationen steht der Bildstock zwischen zwei Kastanienbäumen
Kommt man von Simbach in den Ortsteil Antersdorf, so entdeckt man auf der linken Seite kurz vor dem Gasthaus „Murauer“ zwischen zwei mächtigen Kastanienbäumen eine kleine Kapelle. Eigentlich ist es keine Kapelle, sondern ein Bildstock mit einer Figur der Muttergottes.
Gemäß der Jahreszeiten und kirchlichen Feste wird die „Antersdorfer Kapelle“, wie sie im Volksmund heißt, von der Familie Braunsperger, die auch Besitzer ist, geschmückt. Warum aber steht der Bildstock gerade hier und warum wurde er einst erbaut?
Die Spurensuche beginnt bei Georg Braunsperger sen., geboren am 7. Februar 1938 in der damaligen Moosecker Straße 13, heute Kirchberger Straße. 1948 kamen die Braunsperger auf den „Baumgartner-Hof“ in Antersdorf. Der Großonkel hatte keine Nachkommen und so ging das Anwesen auf die Familie von Georg Braunsperger über. Der heutige Senior war ein Bub, als er hierherkam. Auf dem Grundstück steht in seiner Erinnerung schon immer die „Kapelle“. „Es war früher eine hölzerne Glaubensstätte hier. Um 1950 entstand an der gleichen Stelle ein gemauerter Bildstock, aufgebaut von Georg Kirschneder aus Antersdorf, versehen mit einem Gewölbe“, so Braunsperger, der sich wie seine Vorfahren um das Denkmal annahm, Mauerwerk, Putz, Dach erneuern ließ. Der Familienkreis Antersdorf hat zudem einen Beitrag für die Restaurierung der Marienfigur, ausgeführt vom Simbacher Theo Schram, geleistet. Der Nachbar vom „Baumgartner“, der 86-jährige „Waldhauser Schos“ (Georg Spielbauer), erinnert sich zum Beispiel an die Bittgänge, die an diese Kapelle führten. „Im Zeitraum vom Sonntag vor Christi Himmelfahrt bis zu eben diesem Feiertag fanden Bittgänge statt. Diese führten von der Stadtpfarrkirche St. Marien nach Kirchberg oder Erlach. Ein Bitt- oder Flurumgang führte vom Stadtzentrum zum ehemaligen „Erber-Wirt“ an der Münchnerstraße in Lengdorf. Hier stand der erste Altar. Weiter ging es betend nach Mooseck, dann über die Hohlkrippe Richtung Antersdorf. Auf ebener Fläche hatte hier die Familie Spielbauer einen Altar gestaltet und der „Waldhauser“ weiß noch aus Überlieferung, dass seine Großmutter, die längst vor seiner Geburt verstorben war, eine „Lourdesmadonna“ aus Gips und Engel eigens für diesen Altar erworben hatte. Dies dürfte noch vor 1900 gewesen sein. „Für den Altar wurde ein Tisch aufgestellt, darüber kam eine bestickte Altardecke, die Figuren, Kerzen und viele Blumen, weiß der Antersdorfer noch. Vom „Waldhauser-Altar“ ging es zum „Baumgartner“ und hier wurde bei der „Kapelle“ Station gemacht. Pfarrer oder Kaplan beteten bei den Bittgängen mit den zahlreichen Teilnehmern hauptsächlich um gedeihliches Wetter für die Ernte. Weiter führte der Gang nach Obersimbach zum Eiblmeier. Auch hier hatte die Familie einen Altar errichtet, darauf Blumenzier und ein Kreuz gestellt, wie sich Thekla und Georg Eiblmeier noch gut erinnern. Über die „Linden“ vorbei beim Schuhbauer führte die weitere Route zurück zur Stadtpfarrkirche St. Marien.
Bis in die Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts wurden diese Bittgänge durchgeführt. Als eine Erinnerung daran ist der Bildstock „Antersdorfer Kapelle“, eingesäumt von zwei Kastanienstämmen, geblieben.
Text und Bild: Christina Schmid