Meditative Andacht zum Hungertuch

Martin Eibelsgruber am 07.03.2023

Das Misereor-Hungertuch 2023 „Was ist uns heilig?“ von Emeka Udemba © Misereor

"Was ist uns heilig?", unter dieser Frage haben sich der Eine-Welt-Ausschuss und Gläubige in St. Marien versammelt und gemeinsam das Misereor-Hungertuch betrachtet.

In ruhi­ger Stim­mung lie­ßen die Gläu­bi­gen das Bild, die Tex­te und die Musik auf sich wir­ken. Ein­drucks­voll über dem Altar­raum auf­ge­hängt lud das dies­jäh­ri­ge Hun­ger­tuch des nige­ria­ni­schen Künst­lers Eme­ka Udem­ba zum Nach­sin­nen ein. In Zei­ten, in denen uns rasant fort­schrei­ten­de Kli­ma­ver­än­de­run­gen, Pan­de­mien, Krie­ge und Hun­gers­nö­te zei­gen, dass alles mit allem ver­bun­den ist, und in denen sich die glo­ba­le Lage von einem Moment auf den ande­ren ändern kann, ist der Blick auf unse­re eigent­li­che Lebens­grund­la­ge, die Schöp­fung, umso wich­ti­ger. Die­sen Blick schärf­ten die Tex­te, die The­re­sia Nüß­lein, Ute und Mar­tin Wag­ner, Elfrie­de Schrei­ner, Rosi Ange­rer und Mari­an­ne Kothier­in­ger vom Eine-Welt-Aus­schuss des Gesamt­pfarr­ge­mein­de­ra­tes Sim­bach vor­tru­gen. Tho­mas Gei­gen­ber­ger, eben­falls Teil des Eine-Welt-Krei­ses, beglei­te­te auf der Gitar­re. War sehr schön gestal­tet,” war das Fazit eines Besuchers.

Text: Mar­tin Eibelsgruber

2023 03 05 Hungertuchmeditation
In ruhiger Stimmung und mit meditativen Texten erschlossen sich die Gläubigen das Hungertuch in St. Marien, Simbach.

Dein blaues Wunder

Uns in die Hän­de gege­ben
die Hän­de des Südens
die Hän­de des Nor­dens
dein blau­es Wun­der
es zu hören, es zu hüten
von ihm zu leben

Ein klei­ner Vogel
baut sein Nest

Das Lied der Güte
zum Schwei­gen gebracht
Das Atmen­de ver­dingt
An den Meist­bie­ten­den
ver­scha­chert das Erbe

dein blau­es
dein blu­ten­des
dein wei­nen­des
Wun­der

Das Land erben

Selig,
die nicht sie­gen müs­sen
die nicht über ihre Ver­hält­nis­se leben
die nicht besit­zen wol­len, was nicht ihr Eigen ist
die nicht ern­ten, wo sie nicht gesät haben

Selig
Die den Schrei der Schlacht­hö­fe hören
Die sich an die eichenen Geschwis­ter bin­den
Die sich an die Abbruch­kan­te der Koh­le hin­stel­len
Die dem Krieg ihre Gebe­te entgegenstemmen

Selig
Die sich als Gäs­te der Erde ver­ste­hen
Die die Samen aus Licht sam­meln
Die dem Regen dan­ken
Die im Reis­korn den Him­mel schauen

Sie wer­den das Land erben

Morgen

Die Blät­ter der Bäu­me
Atmen auf-
Die Zuver­sicht ver­zweigt
Die Kin­der träu­men sich
Satt und selig in den Schlaf-
Der Him­mel hisst sei­ne Ster­ne
Das gro­ße Was­ser flim­mert
Von Leben
In den Kaser­nen haust allein der Wind
-Das Wort Krieg
Weni­ger als eine Erin­ne­rung
Was atmet, ist frei
Sacht set­zen die Män­ner
Den Fuß auf Mut­ter Erde
Aus den Augen der Frau­en rinnt
Der Ern­te­dank

In unse­rer Hand liegt es

Zum Hintergrund des Hungertuches

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Der Künst­ler des dies­jäh­ri­gen Hun­ger­tu­ches heißt Eme­ka Udem­ba, wur­de in Nige­ria gebo­ren und lebt und arbei­tet inzwi­schen seit 25 Jah­ren in Frei­burg. Zwei ver­schie­de­ne Kul­tu­ren zu erle­ben, emp­fin­det Udem­ba als Berei­che­rung. Afri­ka­ner zu sein, macht ihn stolz. 

In sei­nen Wer­ken will er deut­lich machen, dass sich das Leben in einem stän­di­gen natür­li­chen Pro­zess der Ver­än­de­rung, des Wach­sens und der Wei­ter­ent­wick­lung befin­det. Von der Natur kön­nen wir ler­nen, dass Leben und Tod zusam­men­ge­hö­ren. Damit die einen leben kön­nen, müs­sen die ande­ren ster­ben. Geburt und Tod, Schö­nes und Schwe­res, Frie­den und Gewalt gehö­ren von jeher zu unse­rem Leben dazu. Es ist an uns, zu ler­nen damit umzu­ge­hen und das Bes­te dar­aus zu machen. Wenn Udem­ba Men­schen durch sei­ne Bil­der die­se gro­ßen Zusam­men­hän­ge ver­ständ­lich machen kann, emp­fin­det er sich in gewis­ser Wei­se als The­ra­peut oder Heiler.

Udem­ba beschäf­tig­te er sich über einen Zeit­raum von rund einem Monat mit dem dies­jäh­ri­gen Hun­ger­tuch. Schritt für Schritt, Schicht um Schicht, füg­te er immer wie­der etwas hin­zu, über­deck­te etwas und leg­te ande­res frei. So gab er einem Pro­zess der Ver­än­de­rung und Ent­wick­lung Raum.

Zunächst sam­mel­te er alle mög­li­chen Zei­tungs­aus­schnit­te, Sym­bo­le für die enor­me Reiz­über­flu­tung, der wir tag­täg­lich aus­ge­setzt sind, und plat­zier­te sie als Col­la­ge auf einer Lein­wand. Dahin­ter stan­den für den Künst­ler Fra­gen wie: Was ist wahr, was sind Fake-News? Was davon betrifft mich und mein Leben? Wor­an soll ich mei­ne Ent­schei­dun­gen ausrichten?

In einem zwei­ten Schritt über­deck­te er die Papier- und Text­frag­men­te kom­plett mit schwar­zer Far­be. Eine bedroh­li­che Dun­kel­heit ent­stand, eine Schicht, die an ver­brann­te Erde erin­nert, aus der wie­der Neu­es wach­sen kann. Die Far­be Schwarz ver­bin­den wir aber nicht nur mit Bedro­hung, Zer­stö­rung und Trau­er. Schwarz lässt alle Far­ben, die dar­auf auf­ge­tra­gen wer­den, um so hel­ler leuch­ten. Gleich­zei­tig ist die schwar­ze Far­be Sinn­bild für die Hei­mat des Künst­lers, den afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent, die Wie­ge der Menschheit.

Schließ­lich brach­te der Künst­ler auf die schwar­ze Schicht erneut Papier­fet­zen auf und eine wei­te­re Schicht ver­schie­de­ner, dies­mal bun­ter Far­ben domi­niert von Rot­tö­nen. Die Frag­men­te der Zei­tungs­schnip­sel blei­ben erkennbar.

Tech­nik, Her­an­ge­hens­wei­se und Selbst­ver­ständ­nis des Künst­lers legen gewis­se Asso­zia­tio­nen zwi­schen dem Werk und aktu­el­len Ereig­nis­sen nahe. Ein Deutungsversuch:

Die obers­te Schicht des fer­ti­gen Werks zeigt eine Erd­ku­gel, die mit ihren grü­nen und blau­en Fle­cken — noch — leben­dig und frucht­bar aus­sieht. Gleich­zei­tig deu­ten die roten und wei­ßen Stel­len auf die Gefah­ren von Kli­ma­er­wär­mung, Brän­den und Dür­re­pe­ri­oden hin.

Behut­sam wird der Erd­ball gehal­ten von einem Paar schwar­zer und einem Paar hel­ler Hän­de. Noch haben wir Men­schen es in der Hand, dass unser Hei­mat­pla­net trotz der zahl­rei­chen Bedro­hun­gen durch Kli­ma­ka­ta­stro­phen, Res­sour­cen­raub­bau und Krie­ge nicht unter­geht. Noch kön­nen wir — alle Völ­ker gemein­sam — dar­auf hin­wir­ken, dass die Erde nicht zum Spiel­ball für die­je­ni­gen wird, die ohne Rück­sicht auf mög­li­che Fol­gen Res­sour­cen aus­beu­ten und verschwenden.

Der Hin­ter­grund des Bil­des wird von der Far­be Rot domi­niert. Eine War­nung vor den schon lodern­den Flam­men der Kata­stro­phe, auf die wir zusteu­ern, oder ein Zei­chen der Hoff­nung? In den vie­len bun­ten Farb­fle­cken ver­birgt sich die Fra­ge: Was ist uns hei­lig?” Ist uns über­haupt noch etwas hei­lig oder fällt alles dem Pro­fit zum Opfer? Boden, Was­ser, Luft und Kli­ma? Wor­auf sind wir bereit zu ver­zich­ten, um die­se natür­li­chen Lebens­grund­la­gen des Men­schen zu erhal­ten? Was ist uns die Bewah­rung der Schöp­fung wert?

Die Andacht fußt auf einen Vor­schlag von Andrea Kett und Bar­ba­ra Ver­ho­len, Aachen.

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