Mit schönen Blüten der Pfingstrosen und weiteren farbenfrohen Blumen war der Altarraum der Stadtpfarrkirche St. Marien am Pfingstfest wunderbar geschmückt. Am späten Sonntagabend hielten Pfarrer Joachim Steinfeld, Kaplan Magnus Pöschl und Pater Biju Varghese eine Vesper, musikalisch gestaltet von Chormitgliedern unter Leitung von Regionalkantor Christian Debald an der Orgel. Weiter feierten die Geistlichen i.R. Max Pinzl, Konrad Schmalhofer, Josef Kaiser sowie Hans Fischer, der eigens von Berchtesgaden nach Simbach gekommen war, mit.
Es war eine besondere Vesper, denn in diesem Rahmen verabschiedeten sich offiziell die Schwestern der Congregatio Jesu aus der Innstadt. Wehmut über den Weggang, Dankbarkeit für das Wirken der Maria-Ward-Schwestern vor allem in der Erziehungs- und Bildungsarbeit und später im Alten- und Pflegeheim Marienhöhe für Schwestern der Congregatio Jesu, wurden ausgedrückt. Die Schwestern Oberin Maria Obermaier, Waltraud Schuder, Reinfriede Noggler, Edith Sigl, Sidonia Eberl, Deborah Fürstberger und Romedia Trenker saßen in einer Kirchenbankreihe nahe vor dem Altarraum. Es war ein Tisch mit Andachtsgegenständen aufgestellt, die die Schwestern der Pfarrei St. Marien geschenkt haben und eine ganz besondere Gabe war die im Grödnertal geschnitzte Madonna. Gleich beim Eintreten in das Gotteshaus durch das Hauptportal entdeckte man rechterhand die Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Arm auf orange-gelbem Hintergrund an der Wand angebracht. Die Schwestern erklärten, dass sich die Madonna einst im Eingangsbereich der „alten Pforte“ im Institutsgebäude Marienhöhe befand, zuletzt im 2. Stock des Hauses.
„Dies ist die Stunde, in der wir die ehrwürdigen Schwestern der Marienhöhe verabschieden müssen. Für sie waren die letzten Monate, Wochen, Tage sicher nicht einfach, hieß es doch schrittweise aus der Gemeinschaft zu gehen, ausräumen und sich aufmachen in andere Häuser“, so Stadtpfarrer Joachim Steinfeld, der betonte, dass viele Menschen in Simbach es noch nicht realisieren können, dass es nach 158 Jahren hier keine Maria-Ward-Schwestern mehr geben wird. Mit herzlichen Worten würdigte er ihr segensreiches Wirken für die Stadt in Mariental und in der Marienhöhe. „Dass Sie uns verlassen müssen, erfüllt uns mit Schmerz und Enttäuschung. Gewiss ist Ihnen immer unsere Dankbarkeit und Wertschätzung. In Kindergarten und Schulen haben Sie über viele Generationen junge Menschen gefördert und auch für Ihr immerwährendes Gebet sagen wir „Vergelt’s Gott“, würdigte der Stadtpfarrer, der weiter aufzeigte, dass die Schwestern in ihrem Institut auch immer wieder Raum für die Gemeinde gaben, so bei Fastensuppe und Osterbasar, Altargestaltung an Fronleichnam, Unterstützung bei den Kinderwochen und vieles mehr. „Viele wertvolle Erinnerungen lassen in dieser Stunde Tränen in die Augen treten“, sagte Steinfeld. Die Kirche habe viele Umbrüche und Übergänge erlebt, so auch in heutiger Zeit. „Gerade Pfingsten bedeutet aber, dass wir mit dem Geist Gottes hoffnungsfroh nach vorne schauen und unsere Arbeit im Weinberg Gottes fortsetzen sollen“, schloss er.
Den scheidenden Schwestern wünschte er für die Zukunft alles Gute, persönliches Wohlergehen und Gottes reichsten Segen. Herzlich bedankte er sich für Andachtsgegenstände und die Madonna, die nun in der Stadtpfarrkirche einen neuen Platz hat und die Verbundenheit der Schwestern mit St. Marien allgegenwärtig zum Ausdruck bringt.
Die Lesung trug Schwester Oberin Maria Obermaier vor, gemeinsam wurde das Vaterunser gesungen. „Eine Ära geht zu Ende“, resümierte die Vorsitzende des Gesamtpfarrgemeinderates Simbach und Pfarreisprecherin von Dreifaltigkeit, Claudia Pagler. „Unzählige Menschen sind in Kindergarten und Schulen der „Englischen Fräulein“ in Simbach gegangen, 1866 wurde mit dem Unterrichten in Mariental begonnen, christliche Haltung vorgelebt und Vertrauen in Gott und die Menschen vermittelt. Würde man viele Einzelheiten im segensreichen Wirken der Schwestern in Simbach niederschreiben, so würden tausend Seiten nicht reichen und das Werk dicker als ein Geschichtsbuch sein“, so Pagler, die die Schwestern der Congregatio Jesu als Teil der Pfarrfamilie bezeichnete und ihnen wie bereits der Stadtpfarrer „Vergelt’s Gott“ für ihr Wirken und Schaffen sagte und die besten Wünsche mit auf die neuen Wege gab. „Dass wir Simbach verlassen müssen, das bedauern wir sehr, hatten wir doch gehofft, dass wir hier unseren Lebensabend verbringen können“, sagte Schwester Oberin auch im Namen ihrer Mitschwestern. Dass seitens des Ordens Gutes in Simbach gewirkt wurde, führte sie an und zitierte die Ordensgründerin Maria Ward: „Es ist nicht wichtig, wer Gutes tut, wichtig ist, es geschieht!“
Dass Gutes weitergeführt wird, das wünschte sie und versicherte, im Gebet in Verbindung mit den Simbachern zu bleiben und dies in „Gott’s Nam‘“. Persönliche Worte des Bedauerns über den Weggang der Schwestern der Congregatio Jesu aus Simbach, Erinnerungen an die Kindergarten- und Schulzeit bei den „Englischen Fräulein“ wurden ausgedrückt, den Schwestern die Hände gereicht und ihnen mit individuellen Worten „Ois Guade“ gewünscht. Vor der Madonna, die einst in der Marienhöhe ihren Platz hatte, versammelten sie sich die Schwestern mit Geistlichen, Ministranten und Vorsitzender des Gesamtpfarrgemeinderates noch einmal zu einem Gruppenfoto in der Stadtpfarrkirche St. Marien in Simbach am Inn.
Artikel: Christina Schmid