Die Pfarrei Wittibreut beging am vergangenen Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen zunächst mit einem Sektempfang, der durch den Pfarreiausschuss am Kirchenplatz vorbereitet worden war, und dann mit einem festlichen Umzug durch den Ort, an dem alle Vereine mit ihren Fahnenabordnungen und viele Gläubige teilnahmen. Musikalisch begleitet wurde der Festzug von den Wittibreuter Musikanten.
Nach dem Umzug begrüßte Pfarrer Joachim Steinfeld die Gläubigen in der – zum Anlass passend – schön mit vielen Sonnenblumen geschmückten und bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrkirche:
„Feiern gehört zum Menschsein. Deshalb dürfen wir heute mit großer Freude das 125-jährige Jubiläum der Pfarrei und gleichzeitig den Weihetag dieses Gotteshauses feiern.”
Der ebenfalls in Konzelebration mit Joachim Steinfeld diesen Festgottesdienst begleitende Ruhestandspfarrer Max Pinzl las aus dem Evangelium, daran schloss sich die Festpredigt von Dekan Joachim Steinfeld an.
In seinen Worten nahm der Geistliche zunächst Bezug auf die Jahre um 1898, als in Wittibreut die selbstständige Pfarrei gegründet wurde: „Das war zu einer Zeit, als das Bier noch dunkel, die Burschen schneidig, die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger waren – insgesamt war die Welt noch in Ordnung“, meinte Joachim Steinfeld schmunzelnd im Hinblick auf eine Fernsehserie, die die damalige Zeit beleuchtete. Und er setzte – nachdenklicher in die heutige Zeit hinein führend – weiter fort: „Wir sollten diese Feier unter dem Gedanken sehen: ‚Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts‘. Deshalb blicken wir auf 125 Jahre gelebten Glaubens zurück, mit vielen Menschen, die zahlreiche Aufgaben in der Pfarrei übernommen haben. Dankbar schauen wir deshalb zurück, dass Gott uns solche Menschen geschenkt hat, die hier tätig wurden. Doch jetzt ist die Aufbruchstimmung der damaligen Zeit erlahmt, und so sollten wir stattdessen mutig vorwärts schauen. Unsere Aufgabe heute ist es, sicher auch zum einen das Erbe unserer Vorfahren zu bewahren, aber eben auch gleichzeitig neue Wege zu finden, wie wir unsere Pfarrei für die Zukunft stärken können. Neue Ideen braucht es, wie wir als Pfarrei heute leben, wie wir uns mit unseren Charismen und Talenten einbringen können, wie wir von einer versorgten zu einer ‘selbstsorgenden’ Gemeinde kommen, von einer Konsumhaltung zum aktiven lebendigen Miteinander und Füreinander, wie wir Menschen auf neue Weise ansprechen können für die grundlegenden Vollzüge des Gottesdienstes, der Verkündigung und der Caritas. Gelingende Beispiele für eine selbstsorgende Gemeinde sind z.B. die Initiative ‚Gebetskreis‘, die kosmetische Sanierung der Kirche und des Gnadenbrunnens, die Kirchenchöre, die Ministranten. Unsere Aufgabe ist es, eine Kirche, eine Pfarrei ‚im Aufbruch‘ zu sein, zu den anderen hinauszugehen, um in ihnen die Sehnsucht nach Gott neu zu wecken.“
Und in die Zukunft gerichtet meinte er: „Lasst uns gläubig aufwärts schauen, denn nicht wir sind die Botschaft, sondern Gott. Die Begegnung mit Christus selber ist unser Ziel. Gläubig aufschauen heißt konkret, als Pfarrei zusammen zukommen um Gottesdienst zu feiern, auf Gott vertrauen, alles in seine Hände legen, sich unter den Segen Gottes stellen. Und wir dürfen dabei einen Teil der Verantwortung an Gott abgeben, ähnlich wie es der damalige Papst Johannes einmal sagte: ‘Wenn ich abends geschafft und müde ins Bett gehe, dann sage ich: Herr, ich schlafe jetzt, denn es ist deine Kirche.‘ Lasst uns deshalb mutig in die kommende Zeit hineingehen.“
Mit seinem Schluss-Segen verband der Geistliche noch einmal den Wunsch um eine weitere glückliche und gedeihliche Zeit im Leben der Pfarrei.
Abschließend dankte Pfarrer Steinfeld allen, die den Festgottesdienst mitgestaltet hatten, besonders dem Kirchenchor mit Sigrid Mitterer, dem Chor Jonathan mit Rosemarie Ziegleder, Monika Leitl an der Orgel, der Mesnerin und allen, die sich um den Blumenschmuck in der Kirche und um die ganze Gestaltung des Festes bemüht hatten und sich in der Pfarrei laufend mit einbringen.
Erich Mitterer überbrachte dann noch eine gute Nachricht: „Die Pfarrgemeinde hat sich zum Jubiläum selbst ein Geschenk gemacht, weil nämlich für die geplante Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Pfarrheims die benötigte Summe von über 17.000 Euro gesammelt werden konnte. Die Anlage kann deshalb demnächst installiert werden. In diesem Zusammenhang danke ich allen, die sich dafür engagiert haben.“
Das feierlich intonierte Lied „Großer Gott wir loben dich“ beendete den Festgottesdienst.
Ein gemeinsames Mittagessen aller Festgäste im gleichermaßen bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Gasthauses Friedlmeier schloss sich dem feierlichen Gottesdienst an. Für die musikalische Begleitung sorgte hier der Chor Jonathan mit Liedern, die den feierlichen Anlass des Tages unterstrichen. Die Pfarreiausschuss-Vorsitzende Christina Spermann begrüßte unter den Festgäste besonders Bürgermeisterin Christine Moser, die in einem Grußwort auch auf die 125-jährige Geschichte der Pfarrei hinwies: „In dieser Zeit hatte Pfarrei viel erlebt, darunter zwei Weltkriege – und auch jetzt sind wir Zeuge von kriegerischen Auseinandersetzungen. Wir stehen heute auch vor neuen Herausforderungen, eine der größten davon ist der Klimawandel. Als gläubige Gemeinschaft tragen wir in diesem Zusammenhang eine große Verantwortung. Auch in Bezug auf den Frieden sollten wir in die Zukunft hinein ein Zeichen setzen, indem wir uns für ein friedliches Zusammenleben engagieren. Lassen Sie uns alle auf eine bessere Zukunft hinarbeiten, möge diese Feier Ausgangspunkt sein, dass wir uns mehr für Frieden und für die Umwelt einsetzen.“
Nach dem Mittagsmahl dankte Pfarrer Joachim Steinfeld der Gastronomie Zeiler für die perfekte Organisation des Festessens und auch der Familie Friedlmeier, dass sie den Saal zur Verfügung gestellt hatte. Abschließend brachten Petra Hainthaler und Fine Feyrer noch einen Sketch zu Gehör, in dem sie einige eigenartige Fundstücke im Pfarrheim herausholten und damit in Verbindung zu bringende Pfarrangehörige unter die schmunzelnd-glossierende Lupe nahmen, was ihnen viel Beifall bescherte. Der Nachmittag klang dann aus in einem fröhlichen Beisammensein mit vielen Gesprächen der Festgäste.
Artikel: Wolfgang Hascher