Unter den derzeit herrschenden Umgebungs- und Verhaltens-Bedingungen begingen die Christen in Ulbering und Wittibreut das Hochfest Allerheiligen. Überall anzumerken war den Gläubigen die Sorge bezüglich der weiteren Entwicklung der Virus-Krise, was sich der nachdenklichen Stimmung an dem wolkenverhangenen Allerheiligentag noch überlagerte.
Dennoch waren die beiden Kirchen in Wittibreut und Ulbering bis auf den letzten möglichen Platz gefüllt. Vor und auch nach dem jeweiligen Gottesdienst hatten die Gläubigen noch die Gelegenheit wahrgenommen, ihrer verstorbenen Angehörigen an den Gräbern entsprechend den gebotenen Abstandsregeln zu gedenken.
Seligpreisungen - Wegweiser durch die Krise
In Ulbering fand Kaplan Magnus Pöschl in seiner Predigt einfühlsame Worte, um einerseits diese Stimmung zu beschreiben, andererseits auch Hoffnung mit Hilfe des Glaubens zu vermitteln: „Die Virus-Krise liegt lähmend über uns, und wir fragen uns, wie es weitergeht. Das kann sicherlich auch Angst in uns erzeugen. Und dann heißt auch noch in diesen Stunden das Gebot: Abstand halten, keine Umarmung. Und oft ist nur ein Telefonat zu einem lieben Menschen möglich.
„Nicht die aggressiven Menschen, sondern die, die mit Liebe das Licht Christi gebracht haben, sind Hoffnungsgeber.”
„Doch die Kirche ist hoffnungmachend da, und wir alle bilden in unserer Gemeinschaft letztlich diese Kirche. Die im Evangelium verkündeten Seligpreisungen können in diesem Sinne ein positiver Wegweiser sein. Denn es heißt: Selig sind die Friedlichen, die Trost spenden, und auch jene, die zu Gott rufen, er möge uns beistehen in dieser Zeit. Viele dem Glauben sehr verbundene Menschen, wie früher beispielsweise Mutter Theresa und der Bruder Konrad in Altötting, zählen dazu. Sie sind der Beweis: Nicht die aggressiven Menschen, sondern die, die mit Liebe das Licht Christi gebracht haben, sind Vorbilder und Hoffnungsgeber, auch für uns.“
Der Geistliche bemerkte auch, dass man oftmals Probleme habe, alles zu verstehen, was durch die aktuellen Vorschriften festgeschrieben werde. Doch es sei auch kein Weg, zu protestieren oder Unmut zu verbreiten. Hoffnung sah Kaplan Magnus Pöschl vielmehr im Zusammenhalt der Menschen: „Rufen wir wenigstens einander am Telefon an, holen wir Mahlzeiten im heimischen Gasthaus, kaufen wir regional ein und nicht im Internet. Halten wir zusammen und hören vor allem nicht auf, zu beten. Denn der Glaube ist wie ein helles Licht in der Dunkelheit der Pandemie.”
Heilige - Menschen mit Schwächen und Stärken
In ähnlichen Worten ging in der Wittibreuter Kirche Pfarrvikar James Varikuty in seiner Predigt auf die Probleme der heutigen Zeit, aber auch auf hoffnungmachende Aspekte ein: „Gott lädt uns ein, auf alle diejenigen zu schauen, die Gutes getan haben oder Gutes tun. An Allerheiligen blicken wir auch auf diese Menschen und wir erkennen, dass sie letztlich Menschen waren oder sind, eben genau wie Du und ich, nämlich mit guten Seiten und mit Schwächen, und das soll uns Mut machen.
„Sie sind der Beweis dafür, dass das Leben stärker ist als der Hass.”
Schauen wir uns doch um in dieser Zeit und entdecken ganz aktuell diejenigen Menschen, die auch heute Zeugen gelebter Menschlichkeit sind, ähnlich es wie damals die Heiligen waren: beispielsweise den Arzt in China, der vor knapp einem Jahr die Virus-Krankheit erstmals gemeldet hat. In seiner Fürsorge um andere wurde er dann aber vom Staat zum Schweigen gebracht.
Oder denken wir auch an die Tapferen in der Welt, die als Gläubige getötet wurden, wie beispielsweise durch den Terroranschlag in Nizza, oder an diejenigen, die sich diesem Terror entgegenstellen — sie sind der Beweis dafür, dass das Leben stärker ist als der Hass. Auch sie dürfen wir gleichermaßen am Tag Allerheiligen als Vorbilder aufzählen.“
Der Pfarrvikar erinnerte des Weiteren an die vielen Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, die täglich in ihrem anstrengenden Dienst gegen die Virus-Krankheit kämpfend oftmals ihr Leben riskieren: „Es gibt sie also, die heute unter uns leben und die wir wegen ihres Verhaltens zusammen mit dem Wort „Allerheiligen“ nennen dürfen. Denn sie praktizieren christliches Miteinander im besten Sinne. Das soll uns Mut machen.“
Dank an die, die Gottesdienste noch möglich sein lassen
Alle Geistlichen dankten in ihren Abschlussworten noch denjenigen, die trotz der schwierigen Bedingungen mitgeholfen hätten, die Gottesdienste zu gestalten: vor allem den Ministranten, den Einzel-Sängern, den Organisten und den Mesnerinnen.
In einer Andacht in der Gnadenbrunnen-Kapelle Wittibreut gedachte Pfarrvikar James Varikuty noch der Verstorbenen. Dort wird in einer kleinen aktuellen Präsentation an die „Schritte der Trauer“ erinnert, die darauf hinweisen, dass der Tod einerseits zwar zum Leben gehöre, dass man aber als Christ dennoch auf ein Leben nach dem Tod vertrauen dürfe und dass man in der eigenen Trauer auch Trost finden könne.
Text und Bilder: Wolfgang Hascher