Junge Leute für die Kirche und den Glauben zu begeistern wird zunehmend schwieriger. Laut einer bundesweiten Umfrage sind mehr als 60 % der Jugendlichen nicht mehr an Gott interessiert. Zwei engagierte junge Christen aus der Pfarrei Dreifaltigkeit stellen sich heute vor und beantworten Fragen über die Ministratentätigkeit und ihren Glauben.
Christina und Daniel sind achtzehn Jahre und empfingen 2011/12 die Erstkommunion. Gemeinsam begannen sie danach in der Pfarrei Dreifaltigkeit den Ministrantendienst.
Christina arbeitet momentan in der Gastronomie als Köchin bzw. Restaurantfachfrau und schließt diese Ausbildung im Sommer mit der Lehrabschlussprüfung ab. Sie ist sich sicher, dass sie danach einen anderen Beruf erlernen wird, da sie gerne mit Menschen arbeiten will. Christina verbringt die Freizeit mit Schlafen und trifft sich gerne mit Freunden. Da dies wegen Corona momentan nicht möglich ist, beschäftigt sie sich mit Social Media und der Vorbereitung auf die Prüfung.
Daniel besuchte das Tassilo-Gymnasium in Simbach a. Inn und macht heuer das Abitur. Er verbringt seine Freizeit als engagiertes Mitglied der Feuerwehr in Simbach a. Inn.
Nun zu den Interviewfragen:
Wie seid ihr zum Ministrieren gekommen?
Daniel: Durch die Überzeugungsarbeit des damaligen Kaplan Michael Nirschl und der Tatsache, dass man als Ministrant während des Gottesdienstes eine wichtige Aufgabe erfüllen kann.
Christina: Ich muss ganz ehrlich sagen, bei uns zuhause hat zu dieser Zeit die Kirche und vor allem Gott keine besonders große Rolle gespielt. Meine Eltern wurden in der Generation großgezogen, als die meisten Kinder noch gezwungen wurden jeden Sonntag in die Kirche zu gehen, und das wollten sie mir ersparen. Und ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich nicht von Anfang so eine Ablehnung dafür empfunden habe. Besonders meine beiden Omas sind ständige Kirchgeher und mein Opa Mesner, sie haben mir das Leben mit Gott nähergebracht.
Christina: Grundsätzlich unterscheiden wir immer zwischen Kreuz, Weihrauch, Leuchter und Gabenbereitung. Am liebsten mache ich die Gabenbereitung, da man dafür das Zeichen des letzten Abendmahls „den Tisch decken darf“. Und das ist für mich persönlich das absolute Highlight während des Gottesdienstes.
Daniel: Während des Gottesdienstes unterstützt man den Priester. Am liebsten übernehme ich den Dienst des Weihrauches.
Ihr seid Teil einer großen Gemeinschaft der Ministrantinnen und Ministranten, die von der Freundschaft mit Jesus Christus getragen ist. Warum?
Daniel: Durch das Amt als Ministrant kann man andere Leute kennenlernen. Man befasst sich aber auch mit dem Thema „Kirche“ und kann viel dazulernen (z.B. warum verschiedene Abläufe in der Kirche so sind, wie sie sind, und auch Inhalte bestimmter Feiertage).
Christina: Ich schätze sehr, dass ich meiner Ministrantengruppe die Liebe Gottes näherbringen kann. Denn ich bekomme immer wieder mit, dass die Kinder und Jugendlichen Probleme haben und sich oft alleine fühlen; und in genau solchen Momenten ist es wichtig, dass man die Liebe Gottes spürt und sich damit nicht alleine fühlt.
Was habt ihr in der Zeit als Ministranten Positives erfahren?
Christina: Für mich ist jedes Lächeln unserer Ministranten, die spürbare Liebe Gottes und das gemeinsame Verweilen in unseren Ministrantenstunden etwas ganz Besonderes.
Daniel: Positive Erfahrungen sind für mich das Miteinander der Ministranten sowohl in der Pfarrei als auch im gesamten Pfarrverband und die große Verantwortung als Oberministrant, die durch das Erstellen des Miniplans, die Organisation der Ministunden/Ausflüge und als Ansprechpartner für die Ministranten deutlich wird.
Gibt es Höhepunkte in eurer Ministrantenzeit?
Daniel: Ja, die Ministrantenwallfahrt nach Rom im Jahr 2018 und der Besuch beim Bundespräsidenten 2020 im Schloss Bellevue in Berlin im Rahmen der Sternsingeraktion.
Christina: Ich persönlich habe jeden einzelnen Ministrantenausflug, und vor allem Rom, als unvergleichbare Höhepunkte erfahren dürfen. Außerdem ist für mich auch immer ein ganz besonders schönes Erlebnis, neue Ministranten begrüßen zu dürfen.
Nennt bitte zwei Gründe, wie man junge Menschen erreichen kann!
Daniel: Man sollte sich aktiv in die Jugendarbeit einbringen und so den Kindern und Jugendlichen das Thema Kirche „spielerisch“ beibringen (z.B. die Teilnahme am Ferienprogramm der Stadt, wie es bereits der Fall ist).
Christina: Man hört ja leider immer wieder von den Missbrauchsfällen in der Kirche. Sobald da sichtbar besser durchgegriffen wird und das ganze Thema nicht mehr zwanghaft vertuscht wird, werden mehr junge Menschen den Weg zur Kirche finden.
Außerdem würde ich mir für den Gottesdienst wünschen, dass der Ablauf mehr für Kinder gestaltet wird und auch diese daran Freude finden.
Lohnt es sich Ministrant zu werden?
Christina: Für mich persönlich war es eine besondere Erfahrung und ich würde die Frage erstmals mit Ja beantworten. Allerdings lohnt es sich auch nur, wenn man wirklich mit ganzem Herzen dabei ist.
Daniel: Ja, man befindet sich in einer großen Gemeinschaft und man kann auch neue Freunde kennenlernen. Außerdem ist das Ministrantsein ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung und man unternimmt Ausflüge, die zur Stärkung der Gemeinschaft dienen (z.B. einmal pro Jahr einen mehrtägigen Ausflug in eine andere Stadt oder auch Tagesausflüge in das Erlebnisbad in Bad Schallerbach oder in den Bayernpark).
Könnt Ihr euch vorstellen, nach dem Ministrantendienst weiterhin in der Pfarrei aktiv mitzuarbeiten, z.B. in einem Ausschuss, als Lektor oder Kommunionhelfer oder im Pfarrgemeinderat.
Daniel: Ich habe mich noch nicht endgültig dafür oder dagegen entschieden. Jetzt steht erst mal der Dienst als Ministrant im Vordergrund und, wenn ich diesen Dienst beende, dann werde ich mir überlegen, ob ich mich für ein Amt zur Verfügung stellen werde.
Christina: Ich werde wahrscheinlich dieses Jahr mein Amt aufhören und den Dienst als Oberministrantin weitergeben. Ich kann es mit gut vorstellen weiter in der Pfarrei tätig zu sein. Allerdings werde ich erstmals eine Pause einlegen, da ich mich voll und ganz auf meine berufliche Laufbahn konzentrieren muss. Außerdem bleibt mir persönlich in der Gastronomie keine Zeit, um mit Leidenschaft und Freude in der Pfarrei noch tätig zu sein.
Liebe Christina, lieber Daniel durch euren Einsatz und das Mitwirken in der Liturgie werden die Gottesdienste festlicher und schöner. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken und für euren privaten und beruflichen Lebensweg alles Gute und vor allem Gottes reichen Segen wünschen.
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