Westafrika ist die Schwerpunktregion bei der Weltmissionswoche jetzt im Oktober. Der bayernweite Eröffnungsgottesdienst findet heuer in Passau statt und zur Vorbereitung reiste eine Delegation mit Bischof Stefan Oster und missio-Präsident Monsignore Wolfgang Huber im Februar in den Senegal. Ich durfte als Vertreterin der KLB (Katholische Landvolkbewegung) Passau an dieser Reise teilnehmen.
Die KLB pflegt seit über 25 Jahren eine Partnerschaft mit der Diözese St. Louis im Senegal und der dortigen Caritas. Nach einem Besuch im Jahr 2014 war es meine zweite Reise nach Westafrika. Schon damals hatte ich versprochen, wieder zu kommen in dieses Land, das mich mit seinen überaus gastfreundlichen Menschen, mit Trommelrhythmus, mit den leuchtenden Farben der bunten Stoffe, aber auch mit vielen Widersprüchen gepackt hat.
Schwerpunkt unserer Reise im Februar war der religiöse Dialog in Westafrika. Senegal ist dafür ein Musterbeispiel. Von den 16 Millionen Einwohnern sind rund 90 Prozent Muslime und 7 Prozent Christen. Sie leben hier in Frieden, getragen von gegenseitigem Respekt miteinander. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie die Nachbarländer Mauretanien, Niger und ganz aktuell auch Mali zeigen, wo ein radikaler Islam um sich greift.
Warum ist das friedliche Zusammenleben im Senegal möglich? Eine Antwort darauf gab uns am ersten Abend direkt nach unserer Ankunft schon der deutsche Botschafter Stephan Röken: Senegal ist keine islamische Republik, sondern eine Präsidial-Demokratie, in der die Trennung von Religion und Staat fest in der Verfassung verankert ist. Im Senegal wird ein toleranter Islam gelebt. Politik und Gesellschaft wollen Konflikten keine Chance geben.
Eine wichtige Basis für das Zusammenleben wird in den Schulen gelegt. Wie uns der zuständige Schulreferent berichtete, werden z.B. in den 65 Schulen der Diözese Thies knapp 18.000 Schüler unterrichtet. Etwa drei Viertel der Kinder sind Muslime. Obwohl die öffentlichen Schulen kostenlos sind, zahlen auch muslimische Eltern lieber Schulgeld für die anerkannt gute Bildung in den katholischen Schulen. Auch viele muslimische Entscheidungsträger aus Politik und Gesellschaft haben ihre schulische Ausbildung an einer katholischen Schule durchlaufen und sind daher gut vertraut mit dem christlichen Wertekanon.
Auf unserer siebentägigen Reise lernten wir viele Beispiele für gelebtes Miteinander von Christen und Muslimen kennen: ein Krankenhaus, kirchliche Sozialarbeit für Straßenkinder, ein kirchliches Mikrofinanzinstitut, ein muslimisch-christliches Paar, das seit 33 Jahren glücklich verheiratet ist.
Lebensfreude pur durften wir erleben in Claire Amitié, einer Schule zur Ausbildung von Mädchen. Die jungen Frauen lernen hier neben Kochen und Nähen auch Grundlagen am Computer. Nach einem Rundgang durch die Ausbildungsräume wurden wir in einem großen Gemeinschaftssaal von rund 80 temperamentvollen jungen Frauen mit Trommelmusik und Tänzen empfangen. Rund 60 % der jungen senegalesischen Bevölkerung sind übrigens unter 20 Jahre alt.
Genauso schwungvoll war der Gottesdienst zum Patrozinium der Kirche in St. Louis, bei dem wir vom dortigen Bischof Ernest Sambou und der Gemeinde als Delegation herzlich empfangen wurden. Beeindruckend für uns alle war die getanzte Gabenprozession. Aus zeitlichen Gründen leider abgesagt wurde ein Ausflug in das Projektgebiet der KLB Passau in Podor. Ich hätte gerne gesehen, wie dort Gemüse und Reis wächst, das mit der neuen Pumpe bewässert wird, und Moringa-Bäume, um die Wüste hier im Süden der Sahara aufzuhalten. Beim nächsten Mal, ich werde ja wiederkommen, habe ich erneut versprochen.
Text: Theresia Nüßlein