Am Tag vor dem Heiligen Abend wurde Andreas Ragaller aus Münchham durch den Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB mit den Diensten des Lektoren und Akolythen beauftragt. Diese Feier ist Teil der Vorbereitung auf den Empfang einer Weihe in der katholischen Kirche.
Zum ersten Mal zog der 46-jährige in der Sakristei die weiße Albe zu einem Gottesdienst an. Dann nahm er in der ersten Bank neben seiner Ehefrau Martina und seinen Kindern Simon, Leon, Aaron und Elisa Platz und wartete zusammen mit drei Kandidaten aus dem Priesterseminar auf den Einzug des Bischofs in die Passauer Stadtpfarrkirche St. Paul in der Nähe des Domplatzes, der corona-bedingt kleiner als gewohnt ausfiel.
Nach den eröffnenden Worten des Oberhirten erfolgte der Aufruf von Ausbildungsleiter Diakon Dr. Anton Cuffari: „Andreas Ragaller aus der Pfarrei St. Mauritius, Münchham“, worauf dieser vor den Bischof trat und mit einem „Hier bin ich“ antwortete. In seiner Predigt verband der Passauer Bischof die beiden Dienste: Der Lektor diene dem Wort Gottes, wenn er die Lesung vorträgt.
„Aber dieser Dienst wird nur dann glaubwürdig, wenn der Vorlesende zuvor das Wort selbst kommuniziert, in sich aufgenommen hat.”
Wie der Lektor am Tisch des Wortes diene, so der Akolyth am Tisch der Eucharistie. In der Kommunion, die ein Akolyth austeilen und zu den Kranken bringen darf, geschehe auf andere Weise dasselbe: Christus werde kommuniziert, aufgenommen und so hineingenommen in das Leben. Auch dafür brauche es das Zeugnis dessen, der diesen Dienst ausführt.
Nach der Predigtstille trat der Bewerber für den Ständigen Diakonat zusammen mit den Priesteramtskandidaten vor den Passauer Bischof. Dieser beauftragte zuerst zum Lektor und dann zum Akolythen, indem er für die Kandidaten betete und ihnen anschließend Lektionar bzw. Hostienschale und Kelch überreichte.
Neben seiner Familie wurde Andreas Ragaller von seinem Heimatpfarrer Peter Kieweg begleitet, der mit fünf weiteren Priestern konzelebrierte. Auch Ruhestandspfarrer Georg Ebertseder sowie die Eringer Pfarrgemeinderatsvorsitzende Maria Gibis mit ihrer Tochter Pia nahmen an der Feier teil, genauso wie der Simbacher Dekan Joachim Steinfeld. Im Pfarrverband Simbach ist der Bewerber für den Ständigen Diakonat seit Schuljahresanfang im Praktikum, das in Corona-Zeiten nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden kann und sich derzeit auf die Mitfeier von Gottesdiensten, Aktivitäten auf Facebook und interne Gespräche beschränken muss. Der Simbacher Stadtpfarrer sieht die Lage aber gelassen: „Es ist zurzeit einfach, wie es ist: Alles ist beschränkt. Ich weiß aber um das große Engagement von Andreas in seinem Heimat-Pfarrverband Ering und die vielen Erfahrungen, die er dort bereits gesammelt hat. Und auch bei uns wird es sicher noch ausreichend die Möglichkeit geben, präsent zu sein und das ein oder andere mitzunehmen.“
Der Ständige Diakonat wurde durch das II. Vatikanum erneuert. Die Diakonenweihe können auch verheiratete Männer mit Familien empfangen. Die Ständigen Diakone arbeiten Vollzeit oder aber ehrenamtlich neben einem anderen Zivilberuf. Sie dürfen in der Eucharistie predigen, halten Taufen und Beerdigungen und sind vor allem das „sehende Auge der Kirche“ für die Bedürftigen in der unmittelbaren Nähe.